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07.04.2025

Professionelles Deeskalationsmanagement ermöglicht besseren Umgang mit Aggression und Gewalt

Laute und leise Krisen bewältigen

Laute und leise Krisen bewältigen

Der professionelle Umgang mit Aggression und Gewalt spielt in den Teilhabe- und Gesundheitsdiensten der Barmherzigen Brüder Saffig eine wichtige Rolle. Um die Mitarbeitenden bestmöglich auf diese Herausforderung vorzubereiten, wurde mit dem Deeskalationsmanagement (ProDeMa) ein umfassendes Schulungskonzept eingeführt.

Neben Techniken zur Bewältigung von Akutsituationen soll hiermit vor allem ein gemeinsames Verständnis und eine generelle Haltung den Klienten und Patientinnen gegenüber vermittelt werden. Wir haben mit Stefan Dewes, Deeskalationstrainer im Bereich der Teilhabedienste, und Kim Wohlers, Absolventin des Deeskalationstrainings aus der Fachklinik in Saffig, gesprochen. Sie erläutern die Inhalte und Ziele des Deeskalationstrainings und berichten, wie der Ansatz bei der Arbeit in den Gesundheits-, Teilhabe- und Seniorendiensten weiterhilft.

Welche Rolle spielt das professionelle Deeskalationsmanagement im Bereich der Teilhabedienste, und welche Ziele werden hiermit verfolgt?

SD: Der Umgang mit herausforderndem Verhalten, Aggression und Gewalt ist ein zentrales Thema in der Psychiatrie. Bei den Barmherzigen Brüdern Saffig wurde das Thema daher immer wieder im Rahmen einzelner Schulungen behandelt. Mit dem Amtsantritt von Manuel Quint als Teilhabedirektor wurde vor rund vier Jahren die Einführung eines umfassenden Deeskalationsmanagement-Konzepts nach ProDeMa angestoßen. Das Konzept umfasst nicht nur Techniken und Methoden für den Umgang mit Akutsituationen, sondern auch eine grundsätzliche Haltung gegenüber den Klient*innen und ihren Verhaltensweisen. Das Ziel ist ein einheitliches Verständnis für die Auslöser aggressiven Verhaltens sowie eine klare Vorgehensweise in Konflikt- und Krisensituationen in allen Wohn- und Betreuungsbereichen. Dafür braucht es ein gut abgestimmtes System, das sowohl Mitarbeitenden als auch Klient*innen eine bestmögliche Begleitung in allen Lebensphasen, insbesondere in akuten Krisen, ermöglicht. Ergänzend zu den Schulungen wurde ein Team aus Deeskalationstrainern, Kollegialen Erstbetreuerinnen und dem Psychologischen Fachdienst ins Leben gerufen. Sie stehen Mitarbeitenden und Klient*innen als Ansprechpartner zur Verfügung.

Kim Wohlers: "Durch die Schulung wurde das Feingefühl für angespannte Situationen gestärkt."
Kim Wohlers: "Durch die Schulung wurde das Feingefühl für angespannte Situationen gestärkt."

Warum ist im Arbeitsalltag der Fachklinik deeskalierendes Handeln wichtig?

KW: Oft können unsere Patient*innen ihre Gefühle und Bedürfnisse nicht adäquat zum Ausdruck bringen. Das hat zur Folge, dass sie gereizt und verbal verärgert reagieren. Dann gehört es zu unseren Aufgaben, zu deeskalieren und das eigentliche Bedürfnis der Patient*innen mit ihnen gemeinsam zu erarbeiten. Somit soll eine möglichst zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten gewährleistet werden.

Wie läuft das Deeskalationstraining konkret ab? Welche Inhalte werden dort vermittelt?

SD: Die Schulungen erstrecken sich über zwei volle Tage. Ziel ist es, die Entstehung, Vermeidung und Reduzierung von Aggression und Gewalt zu verstehen, frühzeitig zu erkennen und geeignete Lösungsansätze zu entwickeln. Dabei betrachten wir bauliche, strukturelle und personelle Ressourcen sowie Arbeitsabläufe, um das Thema ganzheitlich zu erfassen. Ein zentraler Bestandteil des Deeskalationsansatzes ist die verbale Deeskalation. Ergänzt wird diese durch schonende Begleittechniken, die dazu beitragen, Menschen in hoch angespannten Zuständen und Extremsituationen durch gezielte Ansprache und Begleitung zu beruhigen. Neben theoretischen Grundlagen enthalten die Schulungen einen hohen Praxisanteil, der sowohl Gesprächsführungsmethoden als auch körperliche Interventionstechniken umfasst. Nach Abschluss der Basisschulung nehmen die Mitarbeitenden regelmäßig an eintägigen Auffrischungstrainings teil. Diese dienen der Vertiefung spezifischer Schwerpunkte und der Reflexion bisheriger Erfahrungen. Das Deeskalationstraining ist somit keine einmalige Wissensvermittlung, sondern ein fortlaufendes Konzept. Ziel ist es, diesen Ansatz nachhaltig und flächendeckend in den Teilhabediensten zu verankern. Daher sind die Schulungen für alle Mitarbeitenden verpflichtend.

Stefan Dewes: "Ein zentraler Bestandteil des professionellen Deeskalationstrainings ist die verbale Deeskalation".
Stefan Dewes: "Ein zentraler Bestandteil des professionellen Deeskalationstrainings ist die verbale Deeskalation".

Wie haben Sie als Teilnehmerin das Training wahrgenommen?

KW: Das Training war locker und praxisnah gestaltet. Es gab viel Raum, sich mit allen Teilnehmern aus verschiedenen Tätigkeitsbereichen auszutauschen. Es war hilfreich sich nochmal vor Augen zu halten, wie viel Handlungsspielraum wir im klinischen Alltag haben. Dadurch wurde nochmal das Feingefühl für angespannte Situationen gestärkt.

Konnten seit der Einführung des Konzeptes bereits spürbare Verbesserungen erzielt werden?

SD: Da die Schulungen durchweg positive Rückmeldungen erhielten, wurde das Deeskalationstraining auf weitere Bereiche ausgeweitet. Neben den Teilhabediensten bieten wir es nun auch in den Fachkliniken in Saffig und Lahnstein sowie in den Seniorendiensten in Plaidt und Münstermaifeld an. Aktuell besteht unser Trainer*innenteam aus sechs Personen, die sowohl aus den Teilhabe- als auch den Gesundheitsdiensten stammen. Ein Rückblick auf die Ergebnisse der letzten vier Jahre zeigt, dass durch die Schulungen Zwangsmaßnahmen deutlich reduziert wurden. Zudem ergab eine aktuelle Mitarbeiterbefragung innerhalb der BBT-Gruppe, dass die Barmherzigen Brüder Saffig beim Thema „Umgang mit Gewalt“ die höchsten Werte erzielten. Wir blicken also zuversichtlich nach vorne, mit dem Ziel die Qualität unserer Arbeit kontinuierlich zu verbessern.

Inwiefern hat Ihnen das Deeskalationstraining im Arbeitsalltag weitergeholfen?

KW: Durch das Arbeiten im offenen psychotherapeutischen Setting sind wir zum Glück nicht oft mit körperlicher Gewalt konfrontiert. ProDeMa hilft jedoch dabei, laute und leise Krisen im Gespräch gut abfangen zu können, so dass Patient*innen und Pflegekräfte unbeschadet aus der Situation herausfinden.

 
 

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