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10.10.2024

Interview zur Woche der Seelischen Gesundheit

Hilfe bei psychischen Krisen im Berufsleben

Hilfe bei psychischen Krisen im Berufsleben

Die Woche der Seelischen Gesundheit lenkt in diesem Jahr den Blick auf psychische Erkrankungen im Berufsleben. Stefan Minning, der Leiter der Beruflichen Integrationsdienste (BID), berichtet im Interview von der Bedeutsamkeit frühzeitiger Prävention und wie der BID betroffenen Menschen hilft.

Psychische Krankheiten sind eine der häufigsten Ursachen für Arbeitsausfälle in Deutschland, werden aber nach wie vor unterschätzt. Hierauf möchte die Woche der Seelischen Gesundheit mit dem Motto „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“ sensibilisieren. Anlässlich der bundesweiten Aktionswoche haben wir mit Stefan Minning, dem Leiter der Beruflichen Integrationsdienste in Andernach, gesprochen. Mit seinem Team unterstützt er Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen bei der Integration oder Wiedereingliederung ins Berufsleben sowie beim Erhalt ihres Arbeitsplatzes. Darüber hinaus berät der BID auch Arbeitgeber rund um die Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen. Im Interview erzählt Minning, warum es mehr präventive Angebote braucht, welche Leistungen der BID erbringen kann und warum Arbeit und psychische Gesundheit nicht voneinander getrennt betrachtet werden können. 

Die diesjährige „Woche der Seelischen Gesundheit“ möchte den Blick auf seelische Belastungen am Arbeitsplatz lenken. Braucht es mehr Angebote zur Aufklärung und Prävention von seelischen Krisen im Beruf?

Ja, definitiv. Psychische Krisen gehören heute zum Leben von vielen Menschen dazu. Etwa 50 % aller Menschen in Deutschland entwickeln im Laufe ihres Lebens eine psychische Erkrankung, aber nur 19 % davon werden professionell behandelt. Damit sind psychische Erkrankungen mittlerweile die zweithäufigste Ursache für Arbeitsausfälle in Deutschland. Trotzdem wird das Thema nach wie vor oft „tabuisiert“, wenn nicht sogar stigmatisiert. Die jüngere Generation ist hier am häufigsten betroffen, da ca. 80 % aller psychischen Erkrankungen in der Kindheit, Jugend oder im jungen Erwachsenenalter beginnen. Präventionsangebote müssen daher frühzeitig und flächendeckend angeboten werden. Eine Möglichkeit bietet hier unser Präventionsprogramm „Verrückt? Na und! - Psychisch Fit in Schule und Ausbildung“. 

Was kann man sich unter dem Angebot vorstellen?

Bei dem Präventionsprogramm handelt es sich um ein Kooperationsprojekt mit „Irrsinnig Menschlich e.V.“. Das Projekt besteht im Kern aus Schultagen und macht das „schwierige“ Thema psychische Krisen in der Schule besprechbar. Das bedeutet, Ängste und Vorurteile abzubauen, Zuversicht und Lösungswege zu vermitteln und Wohlbefinden in der Klasse zu fördern. Die Schultage dauern jeweils 5 Stunden und eignen sich für Schüler*innen ab Klasse 8 der Sekundarstufe I/II gemeinsam mit ihren Klassenlehrkräften. Die Teilnehmenden lernen Warnsignale seelischer Krisen kennen, diskutieren jugendtypische Bewältigungsstrategien und hinterfragen Ängste sowie Vorurteile gegenüber psychischen Krisen. Das Besondere daran: Neben fachlichen Expertinnen werden die Schultage auch von Menschen begleitet, die selbst Erfahrung mit psychischen Krisen haben – als sogenannte „persönliche Experten.“ 

Neben „Verrückt? Na Und!“ bieten Sie mit dem Integrationsfachdienst noch weitere Beratungs- und Unterstützungsleistungen zur beruflichen Integration von behinderten und psychisch erkrankten Menschen. Verschaffen Sie uns bitte einen kleinen Überblick.

Zu den zentralen Aufgaben des Integrationsfachdienstes (IFD) gehört es, schwerbehinderte und behinderte Beschäftigte und Arbeit suchende Menschen zu beraten, zu unterstützen und zu begleiten. Ein wichtiger Baustein ist hierbei der sogenannte Berufsbegleitende Dienst (BBD). Dieser berät und unterstützt die betroffenen Menschen bei Problemsituationen, die das Arbeitsleben beeinflussen. Ziel des BBD ist es, auftretenden Schwierigkeiten am Arbeitsplatz so zu begegnen, dass eine Beschäftigung erhalten und stabilisiert wird.

Die Inklusionsberatung richtet sich dagegen an Menschen mit Behinderungen, die sich im Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt befinden. Ziel ist es, die Ratsuchenden auf eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt vorzubereiten und sie aktiv bei der Entwicklung von realistischen beruflichen Perspektiven, dem Umgang mit der eigenen Erkrankung sowie der gezielten Stellensuche zu unterstützen.

Schließlich unterstützen wir auch beim Übergang von der Schule zum Beruf. Durch eine intensive Begleitung und Optimierung des Übergangsprozesses, sollen junge Menschen mit Behinderungen mehr Wahlmöglichkeiten hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft erhalten. Insbesondere sollen passgenaue Teilhabemöglichkeiten aufgezeigt, angebahnt und umgesetzt werden. Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen, die von der Schule in den Beruf bzw. eine Anschlussmaßnahme übergehen möchten. 

In welchen Fällen können sich die Menschen an den Integrationsfachdienst wenden?

Das Angebot des Integrationsfachdienstes richtet sich an Menschen, die wegen einer gesundheitlichen Einschränkung, einer anerkannten Behinderung bzw. Gleichstellung oder einer psychischen Erkrankung Schwierigkeiten haben, einen Arbeitsplatz zu finden und/oder zu behalten. Wir unterstützen Mitarbeitende, die eine Wiedereingliederung anstreben, eine Umgestaltung ihres Arbeitsplatzes brauchen, eine innerbetriebliche Umsetzung oder weitere rehabilitative Maßnahmen benötigen. Aber auch Beschäftigte, die unter betrieblichen Konflikten, Überlastung und schwierigen Situationen am Arbeitsplatz leiden, können den IFD aufsuchen.

Welche Bedeutung hat der Faktor Arbeit für die seelische Gesundheit?

Die Teilhabe am Arbeitsleben bedeutet für einen Menschen nicht nur wirtschaftliche Absicherung. Sie bestimmt in hohem Maße die Identität und das Selbstwertgefühl des Einzelnen und sichert ihm gesellschaftliche Anerkennung und Integration zu. Dies ist gerade für die psychische Gesundheit von großer Bedeutung.

 
 

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