07.06.2023
Menschen mit psychiatrischen Krisenerfahrungen fällt es oftmals schwer, über ihre Erkrankung zu sprechen. Deren Angehörige wünschen sich wiederum eine professionelle psychiatrische Behandlung durch entsprechend geschulte Expert*innen. Beim sogenannten Trialog werden diese drei Personengruppen an einen Tisch gebracht. Das Format, welches im Juni bei den Barmherzigen Brüdern Saffig startet, wird von Lars Alsbach, Martina Penz-Koch und Jana Müller gestaltet. Im Interview erzählt Alsbach, worum es bei dem Angebot konkret geht, welche Vorteile es mit sich bringt und welche Ziele verfolgt werden.

1. An wen richtet sich der Trialog? Worum geht es bei dem Angebot konkret?
Der Trialog („drei Perspektiven im Dialog“) ist ein sachlicher und gleichberechtigter Gesprächsaustausch. Das Angebot richtet sich an Menschen mit eigener psychischer Krisenerfahrung, deren Angehörige sowie an Fachpersonen, die in einem psychiatrischen Arbeitsumfeld tätig sind. Mit unserem Angebot sind alle Menschen aus der Region angesprochen, die sich einer oder mehrerer dieser Gruppen zugehörig fühlen, und nicht ausschließlich Personen, die in direkter oder indirekter Verbindung zu den Barmherzigen Brüdern Saffig stehen. Es geht darum, einander mit Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen, das gegenseitige Verstehen zu fördern und zur Genesung beizutragen. Beim Trialog handelt es sich nicht um eine Therapie, sondern um den Versuch einer gemeinsamen Verständigung über die jeweiligen subjektiven Perspektiven, Erfahrungen und Wissensbestände.
2.
Wo sehen Sie besondere Chancen bzw.
Vorteile dieses Austauschformates?
Der Austausch erfolgt auf Augenhöhe und wird von keiner Seite bestimmt. Dies geschieht unter anderem durch die gemeinsame Auswahl der zu besprechenden Themen sowie durch ein breit gefächertes Moderator*innenteam, welches im Idealfall alle der vorhin genannten Perspektiven vertritt. Einen großen Vorteil sehen wir in dem vertraulichen und niederschwelligen Charakter des Angebotes. So ist keine Voranmeldung nötig, die Teilnehmer*innen können auf Wunsch ihre Anonymität wahren und es besteht selbstverständlich eine gegenseitige Schweigepflicht. Darüber hinaus wird niemand dazu verpflichtet, sich zu beteiligen. Voraussetzung ist jedoch die Bereitschaft, einander zuzuhören und sich auf einer menschlichen Ebene begegnen zu wollen. Gegenseitiges Vertrauen bildet schließlich die Grundlage der trialogischen Zusammenarbeit.
3.
Welche Ziele werden letztlich
angestrebt?
Das zentrale Ziel ist die Begegnung von Mensch zu Mensch und das Überwinden starrer Rollen wie „Betroffene, Angehörige und Professionelle“. Durch das Zusammenwirken von unterschiedlichen Erfahrungen wollen wir das gegenseitige Verständnis fördern sowie einen Informationszugewinn für alle Beteiligten erreichen. Somit soll eine Entlastung von Stress ermöglicht werden. Ein weiteres Ziel ist das Verstehen über Stellvertreter*innen, also z.B. die Erkenntnis: „Ihr/Ihm ist es so ergangen wie mir“ oder „Sie/Er ist so damit umgegangen, das könnte ich auch einmal ausprobieren“. Wichtig ist uns auch die Entstigmatisierung des Themas, und stattdessen eine Anerkennung als offensichtliches Element der Gesellschaft. Schließlich streben wir die Förderung der Netzwerkbildung und der aktiven Teilnahme an Entscheidungsprozessen in der psychiatrischen Versorgung an.
Der Trialog findet ab dem 14. Juni 2023 jeden zweiten Mittwoch im
Monat von 18.00 – 19.30 Uhr statt (Adresse: Pöschstraße 11, 56648 Saffig). Das
kostenfreie Angebot richtet sich an alle Menschen, die Erfahrungen mit
psychischen Krisen gemacht haben, deren Angehörige und Expert*innen im Umgang
mit psychiatrischen Erkrankungen.
