15.08.2022
Erneut wurde das Katholische Klinikum Koblenz Montabaur durch das renommierte Recherche-Institut MINQ ausgezeichnet. Damit zählt das Klinikum in der durch das Magazin „Stern“ veröffentlichten Liste, zu den besten Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz. Bemerkenswert: Nur acht Kliniken aus unserem Bundesland haben es in die stern-Liste der „Gute Kliniken für mich“ geschafft. Im nördlichen Rheinland-Pfalz ist neben dem KKM lediglich noch das Bundeswehr Zentralkrankenhaus aufgeführt. Zu den besten Krankenhäusern zu gehören ist somit sicherlich kein Selbstläufer. Ein Hintergrundgespräch mit BBT-Regionalleiter Jérôme Korn-Fourcade.
Herr Korn-Fourcade, Ihre Einschätzung: Wie gelingt es, trotz steigernder Hürden – nehmen wir als Beispiele die angespannte Situation durch die Corona-Pandemie, die Herausforderung Fachkräfte zu finden oder gesetzlichen Rahmenbedingungen gerecht zu werden - zu den Besten Häusern Deutschlands zu zählen?
Grundsätzlich ist die Situation für Krankenhäuser insgesamt sehr herausfordernd. Das war aber auch schon vor der Corona-Pandemie so. Wir unterliegen vielfältigen gesetzlichen Anforderungen, die sich so häufig ändern und weiterentwickeln wie in kaum einer anderen Branche. Von daher ist zum einen viel Flexibilität und Veränderungsfähigkeit gefragt, zum anderen braucht es aber auch einen strategischen Fahrplan, in welche Richtung sich die Klinik grundsätzlich weiterentwickeln soll. Wir haben diesen Fahrplan in 2018 im Rahmen der Anpassung unserer Medizinstrategie überarbeitet und verfolgen seitdem zwei große Linien die wir versuchen bestmöglich miteinander zu verknüpfen. In der stationären Versorgung setzen wir auf große, ausfallsichere Zentren in denen wir interdisziplinär zusammenarbeiten und die uns in die Lage versetzen, einerseits von Kassen und Politik geforderte Strukturvoraussetzung zu erfüllen und andererseits bezüglich des Leistungsspektrums so breit aufgestellt zu sein, dass wir auch weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber und Ausbildungsort sind. Wir konzentrieren uns hierbei auf sechs medizinische Kernthemen, was auch bedeutet, dass wir bewusst die Leistungen anbieten von denen wir überzeugt sind, dass wir sie qualitativ hochwertig erbringen können. Bei Dingen, in denen wir nicht spezialisiert sind, vernetzen wir uns mit anderen Leistungserbringern und stellen somit vor allem den Patienten und seine bestmögliche Versorgung in den Mittelpunkt. Das Ganze wird begleitet, vom generellen Trend der Ambulantisierung im Zuge des medizinischen Fortschritts. Auch hier entwickeln wir kontinuierlich unsere Strukturen weiter.
Aber all die
Strukturen und strategischen Überlegungen funktionieren nur, wenn man auch eine
entsprechende Mannschaft hat. Das positive Feedback unserer Patientinnen und
Patienten, das ja auch in solchen Kliniklisten zum Ausdruck kommt, bezieht sich
vorrangig auf unsere Kolleginnen und Kollegen in Medizin, Pflege und Therapie.
Da haben wir in allen Bereichen die wir anbieten, ein wirklich sehr gutes
Qualitätsniveau und neben der professionellen Fachlichkeit auch viele Menschen
in unserer Dienstgemeinschaft, für die Ihr Beruf eine Berufung ist und die
trotz aller Belastung des Gesundheitssystems auch menschlich nah bei den
Patienten sind.
Welche
Weichen können wir für unsere Region stellen, um die Versorgungsleistungen für
die Menschen stärker zu vernetzen?
Eine weitere
Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen, ganz gleich ob Krankenhäuser,
niedergelassene Ärzte oder Rettungsdienste, ist meiner Ansicht nach dringend
notwendig, um auch in Zukunft eine gute und bedarfsgerechte
Gesundheitsversorgung in unserer Region zu gewährleisten. Der aktuell bereits
spürbare Fachkräftemangel verläuft parallel zur demographischen Entwicklung
unserer Gesellschaft. Wir werden ob des medizinischen Fortschritts
glücklicherweise älter, müssen aber zukünftig diese älteren, häufig mehrfach
erkrankten Menschen, mit weniger Personal im System versorgen. Das wird nur
gemeinsam gelingen, in dem jeder Akteur die Kompetenzen beisteuert, die er
jeweils hat.
Ein wichtiger
Baustein ist hier zum Beispiel die engere Verzahnung zwischen ambulantem und
stationärem Sektor. Je durchlässiger die systemischen Grenzen - die wir an
dieser Stelle leider noch haben - werden, desto mehr profitieren die
Patientinnen und Patienten. Grundsätzlich nehme ich in unserer
Versorgungsregion viel Bereitschaft wahr, in eine solche Richtung zu denken,
allerdings brauchen wir dann auch die Möglichkeiten dazu. Nicht alles was
inhaltlich sinnvoll wäre, ist im heutigen Rechtsrahmen möglich. Der Ausweis von
gemeinsamen Versorgungsaufträgen oder Zentren unterschiedlicher
Krankenhausträger ist im aktuellen System ebenso schwierig, wie eine erweiterte
Zulassung von Kliniken zur Erbringung von ambulanten Leistungen für gesetzlich
versicherte Patienten.
Geben Sie uns einen
kleinen Ausblick: Was für Projekte stehen mittelfristig in der BBT-Region
Koblenz-Saffig an, um die Weiterentwicklung der Gesundheits- und Soziallandschaft
mit zu gestalten?
Das
mittelfristig größte Projekt ist mit Sicherheit die infrastrukturelle
Weiterentwicklung an unserer Betriebsstätte Marienhof in Koblenz. Dort planen
wir die räumliche Zusammenlegung unserer beiden Häuser in Koblenz sowie die
Errichtung einer ambulanten Gesundheitsimmobilie, wie wir das bereits 2020 in
Montabaur getan haben. Darüber hinaus entwickeln wir mit dem Start der
ATA-Ausbildung ab Oktober diesen Jahres unseren Bildungscampus sukzessive
weiter. Der Fokus auf gut ausgebildete junge Menschen in Gesundheitsfachberufen
wird uns auch weiterhin mit großer Priorität begleiten.
Am Standort
Saffig haben wir mit der Neubesetzung des Chefarztes und Ärztlichen Direktors
in der Fachklinik für Psychiatrie zur Jahresmitte ein neues Kapitel
aufgeschlagen. Auch dort werden wir ambulante Angebote wie zum Beispiel in der
Psychiatrischen Institutsambulanz, in der Facharztpraxis für Neurologie oder im
Bereich der Physio- und Ergotherapie auf die kommenden Jahre weiterentwickeln.
Ein aktuelles
und sehr spannendes Thema ist die Umsetzung der Förderprojekte aus dem
Krankenhauszukunftsgesetz zur weiteren Digitalisierung unserer Prozesse und der
Patientendokumentation an allen Standorten. Hier erwarten wir innerhalb der
nächsten zwei Jahre deutliche Verbesserungen und Erleichterungen, vor allem für
die Kolleginnen und Kollegen die direkt am Patient arbeiten. Es bleibt zu
hoffen, dass sich in diesem Zuge auch Überregulierung und Bürokratie im System
abbauen lassen.